Microsoft: Die erfolgreichste Softwarefirma der Welt

Microsoft: Die erfolgreichste Softwarefirma der Welt
Microsoft: Die erfolgreichste Softwarefirma der Welt
 
Die US-amerikanische Firma Microsoft wurde 1975 von William H. Gates III und Paul Allen gegründet. Sie ist inzwischen in mehreren Bereichen der PC-Software führend und verkauft ihre Produkte an Geschäfts- und Privatkunden in über 50 Ländern der Erde. Seit den Achtzigerjahren befinden sich auf den meisten PCs Betriebssysteme von Microsoft, zunächst MS-DOS, später Windows und Windows NT, und seit 1995 Windows 95 und der Nachfolger Windows 98. Auch auf dem Gebiet der Anwendungsprogramme ist Microsoft führend: Die Textverarbeitung Word hat sich inzwischen ebenso gegen alle Konkurrenten durchgesetzt wie die Tabellenkalkulation Excel und das Datenbankprogramm Access. Diese Programme werden entweder einzeln oder als Teil des Office-Pakets verkauft. Bei den Webbrowsern liegt der Internet Explorer zurzeit gegenüber dem Konkurrenten Netscape um eine Nasenlänge vorn. Im Dezember 1999 wurde das jüngste Softwareprodukt des Konzerns aus Redmond im US-Bundesstaat Washington angekündigt: das Betriebssystem Windows 2000. Trotz der geschäftlichen Erfolge sieht sich Microsoft seit Jahren mit Monopolvorwürfen konfrontiert. Eine Entscheidung im Prozess wegen dieser Vorwürfe steht für das Jahr 2000 bevor.
 
 Anfänge
 
Zunächst entwickelte Microsoft (damals noch Micro-Soft) eine Version der Programmiersprache BASIC für den kurz zuvor erschienenen »Altair 8800«, den ersten PC. Firmensitz war Albuquerque, wo der Altair von dem Unternehmen Micro Instrumentation and Telemetry Systems (MITS) produziert wurde. Neben der Lizenzierung an MITS wurden andere Versionen der BASIC-Lizenz auch an weitere Hardware-Produzenten verkauft. Zu den Kunden von Microsoft zählten Firmen wie Apple Computer, der Hersteller des Apple II, sowie Commodore, Hersteller des PET-Computers.
 
 Von MS-DOS zu Windows
 
Zu Beginn des Jahres 1979 belief sich der Wert der Firma Microsoft auf mehr als eine Million Dollar, und das Unternehmen zog nach Bellevue, einem Vorort von Gates« und Allens Heimatstadt Seattle im US-Bundesstaat Washington um (1986 zog man in das jetzige Hauptquartier in Redmond, Washington). Microsofts nächste Entwicklung war die »Softcard«, die es ermöglichte, Programme ohne Eingabemedium auf einen anderen Computer zu übertragen. Ein Übernahmeangebot in zweistelliger Millionenhöhe lehnte man ab. 1980 wurde Microsoft von IBM mit der Entwicklung eines Betriebssystems für den IBM-PC beauftragt. Unter enormem Zeitdruck kaufte Microsoft die Vertriebsrechte an dem von einer Firma in Seattle entwickelten Betriebssystem »DOS-86«. Später erwarb man das Betriebssystem vollständig (Gesamtkaufpreis: 110 000 $) und benannte es in MS-DOS um. 1981 erschien der IBM-PC auf dem Markt und wurde ein großer Erfolg. Der Vertrag mit IBM sah vor, dass Microsoft MS-DOS auch an andere Firmen lizenzieren durfte. Bis 1984 wurde MS-DOS an insgesamt 200 Computerhersteller verkauft und somit zum Standard-Betriebssystem auf dem rapide wachsenden Markt für Personal Computer. Neben dem Verkauf von BASIC und MS-DOS erzielte das Unternehmen seine Einnahmen auch mit Büroapplikationen: So wurde 1982 die Tabellenkalkulation »Multiplan«. und 1984 eine erste Version der Textverarbeitung »Word«. auf den Markt gebracht. Inzwischen hatte Microsoft mit der Firma Apple, die gerade an der ersten grafischen Bedienungsoberfläche für ihren neuen PC, den ersten MAC, arbeitete, einen Entwicklervertrag geschlossen. Unter anderem aufgrund der restriktiven Informationspolitik von Apple wurde der Vertrag 1984 gekündigt, wobei Microsoft das Recht behielt, Software für Apple Computer zu entwickeln. Mittlerweile arbeitete Microsoft an einer eigenen grafischen Oberfläche, die »Windows« heißen sollte. 1984 war eine Betaversion von Windows fertig gestellt, an der IBM jedoch kein Interesse hatte. 1986 präsentierte Microsoft offiziell die Windows-Version 1.01 und verkaufte diese Software erstmals an Einzelhändler anstatt an Firmenkunden. Der Erfolg war überragend, und 1986 stand Microsofts Börsengang an. Der Emissionswert lag bei 21 $ pro Aktie, bis 1999 hatte sich der Kurs versiebenfacht und steigt stetig weiter.
 
 Von Windows zum alles beherrschenden Softwaregiganten
 
Der ersten Windows-Version folgten schnell weitere: 1987 wurde die verbesserte Windows-Version 2.0 vorgestellt, und 1990 folgte Windows 3.0, das mit seinen Nachfolgern Windows 3.1 und 3.11 den Markt für Betriebssysteme vollends für Microsoft gewann. Ebenfalls in der zweiten Hälfte der Achtziger- und zu Beginn der Neunzigerjahre wurden die Büroanwendungen »Word«., »Excel«., »Access«. und »Works«. (eine vereinfachte »Office«.-Version für den Heimanwender) sowie MS-DOS weiter ergänzt und perfektioniert. Daneben wurden viele Anwendungsprogramme so angepasst, dass sie auch auf Apple-Macintosh-Computern lauffähig waren. Darüber hinaus wurde mit der Integration der drei erstgenannten Anwendungen zu dem Programmpaket Office begonnen. 1991 endete die jahrelange enge Zusammenarbeit von Microsoft und IBM. Seit 1987 arbeitete IBM, in einem Joint Venture mit Microsoft, an einem eigenen grafischen Betriebssystem unter dem Namen »IBM OS/2«, doch beide Firmen beschlossen, bei der Entwicklung der nächsten Generation von Betriebssystemen eigene Wege zu gehen. Dennoch unterstützte IBM den Vertrieb von Windows 3.0, das 1990 auf den Markt kam. 1993 erschien Microsofts netzwerkfähiges grafisches Betriebssystem »Windows NT«, und seit 1995 wurde das Betriebssystem »Windows 95« verkauft, das sich dann endgültig als Standard für PCs mit Intel-kompatiblen Prozessoren durchsetzte. Inzwischen ist die verbesserte Version »Windows 98« im Umlauf, die als hauptsächliche Neuerung zahlreiche Internet-Funktionen fest in das Betriebssystem integriert. Ende des Jahres 1999 wurde nach langjähriger Entwicklung der Windows-NT-Nachfolger Windows 2000 zur Produktion freigegeben und zur CeBIT 2000 auf den Markt gebracht. Einziger Wermutstropfen in Microsofts Quasi-Monopol war bis vor kurzem der Anfang der Neunzigerjahre entstehende Markt für Internet-Browser, den Microsoft zunächst vernachlässigt hatte. Inzwischen hat das Unternehmen mit seinem Internet Explorer, der Ende 1999 in der Version 5 vorlag, allerdings auch auf diesem Sektor den direkten Konkurrenten Netscape überholt. Seit Ende der Neunzigerjahre hat sich Microsoft auf zahlreichen zusätzlichen Geschäftsfeldern betätigt. Mit der Gründung des Microsoft Networks (MSN) und des Nachrichtensenders MSNBC gelang der Einstieg in die Medien- und Kommunikationsbranche. Seit dem Kauf von Web TV Networks und der Kabelgesellschaft Comcast verfügt Microsoft zudem über einen Anbieter günstiger und einfacher Systeme für den Internetzugang sowie über ein breitbandiges Kabelnetz, an das eine große Anzahl US-amerikanischer Haushalte angeschlossen ist.
 
 Kritische Stimmen und juristische Schritte gegen Microsoft
 
Das Unternehmen Microsoft steht seit Jahren von vielen verschiedenen Seiten her im Kreuzfeuer der Kritik. Bereits 1990 begann die Federal Trade Commission der USA mit Untersuchungen im Fall Microsoft. Dabei ging es um wettbewerbsfeindliche Praktiken der Redmonder Firma. Obwohl keine Entscheidung über Microsoft gefällt wurde, führte das US-Justizministerium die Untersuchungen fort. Dabei geht es unter anderem um den unrechtmäßig kombinierten Vertrieb des Betriebssystems Windows 98 mit dem Internet Explorer, um dem Konkurrenten Netscape zu schaden. Des Weiteren gab es 1999 Enthüllungen über versteckte Registriernummern in Windows 98 und Word 97. Neben den derzeit anhängigen Untersuchungen der Kartellbehörden bezüglich der möglichen Monopolstellung des Unternehmens konzentriert sich die Kritik an Microsoft außerdem auf die Ausnutzung der marktbeherrschenden Stellung zum Verkauf mangelhafter Produkte. Beispiele dafür sind der jahrelange Vertrieb von rückständigen, auf MS-DOS basierenden 16-bit-Betriebssystemen für 32-bit-Prozessoren. Ein weiterer Vorwurf ist die technisch bedingte ineffiziente Speicherverwaltung der Windows-Versionen bis 3.x sowie die mangelhafte Kompatibilität von Microsoft-Programmen untereinander und gegenüber Programmen anderer Hersteller. Oft werden auch der Verkauf instabiler weil unfertiger Software und der oft »eigenmächtige« Umgang von Microsoft-Programmen mit sonstiger auf dem Computer installierter Software gegen Microsoft ins Feld geführt. Die Kritik ändert jedoch nichts an der Tatsache, dass die Anzahl der weltweit laufenden Microsoft-Betriebssysteme und -Anwendungen inzwischen die Zweimilliardengrenze überschritten hat. Praktisch niemand, der mit einem PC arbeiten will, kommt an Microsoft vorbei.
 
 Der Prozess gegen Microsoft: Das Ende eines Giganten?
 
Im November 1999 legte der US-Richter Thomas Penfield ein 207 Seiten umfassendes Dokument vor, das seine Ermittlungsergebnisse aufgrund der aktuellen Vorwürfe gegen Microsoft zusammenfasst. Das Dokument enthält folgende vier Kernpunkte: (1) Microsoft hat ein Betriebssystemmonopol, (2) die Preise für Windows sind ungerechtfertigt hoch, (3) die feste Integration des Internet Explorers in Windows 98 ist unnötig und gefährdet die Stabilität der Software, (4) Microsoft hat unter Ausnutzung seiner Monopolstellung Konkurrenzprodukte geschädigt. Der endgültige Ausgang des Prozesses ist noch vollkommen offen, aber in jedem Fall wird sich am Softwaremarkt einiges ändern. Bei einer Verurteilung gibt es grundsätzlich zwei Möglichkeiten: Entweder der Konzern wird in kleinere Einzelunternehmen zerlegt, damit das Monopol aufgelöst wird, oder er wird einerseits gezwungen, Informationen und Know-how an andere Firmen weiterzugeben und andererseits unauflösbare Programmverknüpfungen wie diejenige von Internet Explorer und Windows 98 nicht mehr anzubieten. Neben einer Verurteilung ist die zweite Möglichkeit eine Verschleppung des Prozesses und schließlich die Einstellung des Verfahrens, ähnlich wie es 1982 mit den Monopolvorwürfen gegen IBM geschah. Die dritte Möglichkeit wäre ein Freispruch, aber auch in diesem Fall entstünden Microsoft ernste Konsequenzen. Schon jetzt ist der Ruf der Firma beschädigt. Einige Computer- und Softwarehersteller setzen bereits als Alternative zu Windows-Systemen auf das zuverlässige und preiswerte Betriebssystem Linux. Anfang Juni erging in erster Instanz ein Urteil, das die Aufspaltung von Microsoft in zwei Unternehmen festlegt; hierfür wird der Ausgang des Berufungsverfahrens abgewartet. Zugleich wurden Geschäftseinschränkungen auferlegt, die Microsoft u.a. verpflichten, mehr vom Quellcode seines Betriebssystems zu veröffentlichen. Diese Verfügung soll im September rechtskräftig werden, wogegen Microsoft Einspruch erhoben hat.
 
Insgesamt wird nach Meinung von Fachleuten die Bedeutung der Betriebssysteme in Zukunft abnehmen, da grundlegende Funktionen mehr und mehr ins Internet ausgelagert werden und die ersten »unselbstständigen« Computer bereits auf den Markt kommen. Der Rücktritt von Bill Gates vom Vorstandsvorsitz der Firma im Januar 2000 wurde, von ihm selbst bestritten, teils als Reaktion auf das laufende Kartellverfahren gedeutet. Zu seinem Nachfolger ernannte Gates Steve Balmer, seit 1998 Präsident von Microsoft. Gates will sich als Verwaltungsvorsitzender auf die Entwicklung von Zukunftstechnologien konzentrieren.
 
 
G. Pascal Zachary: Der Krieg des Codes. Wie Microsoft ein neues Betriebssystem entwickelt. Aus dem Amerikanischen. Hamburg 1996.
 Michael A. Cusumano und Richard W. Selby: Die Microsoft-Methode. Aus dem Amerikanischen. Taschenbuchausgabe München 1997.
 Paul Carroll: Der Computerkrieg. Aus dem Amerikanischen. Taschenbuchausgabe München 21998.
 Wendy Goldman Rohm: Die Microsoft-Akte. Der geheime Fall Bill Gates. Aus dem Amerikanischen. München1998.
 Jennifer Edstrom und Marlin Eller: Barbarians led by Bill Gates. Microsoft von innen betrachtet. Wie die reichste Firma der Welt ihre Macht ausübt. Aus dem Amerikanischen. Bonn 1999.

Universal-Lexikon. 2012.

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